Krefeld wird 650 Jahre alt. Für uns Krefelder ein richtig guter Grund zu feiern, das was uns auszeichnet, das was uns hier hält, das was für uns Heimat geworden ist, das was unsere Stadt ausmacht. Zeit zu feiern und Zeit nachzudenken.
Krefeld ist heute nicht mehr die reichste Stadt im ganzen Land, hat vielfältige Probleme, ist weder groß noch klein, hat zwar tolle Architektur, aber zu viele Ruinen, besteht aus der Summe der Stadteile mit ihrer ganz eigenen Identität, hat zwar eine einzigartige Innenstadt, die aber zu unbewohnt ist, ist seit ihrer Entstehung eine Heimat für Migranten, ist daher ein Ort für vielfältige Art von Kulturen.
Zum 650jährigen erwacht ein besonderes Stück Stadtgeschichte zu neuem Leben. Das alte Klärwerk, weltweit eines der letzten seiner Art, ein Palast der Stadthygiene, der die öffentlichen Investitionen in die Moderne, die Zukunft der Stadt symbolisierte und feierte.
Das 1909 erbaute Jugendstil Klärwerk wird nun einer der Orte zum Stadtjubiläum sein, bei dem die Vergangenheit auf Zukunft trifft.
Denn im September und Oktober öffnet das Klärwerk für Kunst, Kultur, Ausstellungen, Konzerte, Shows und Talk.
Das alte Klärwerk galt lange Zeit als verloren, war zuletzt 20 Jahre abgeschlossen. Aber nachdem es jüngst Schritt für Schritt liebevoll repariert wird, ist zum Stadtjubiläum die Zeit gekommen, die Hallen mit neuem Leben zu füllen.
Ein Industriedenkmal wie das Klärwerk braucht Unterstützer und Gleichgesinnte, die hat es in Krefeld im Haus der Seidenkultur gefunden. Denn dort hat man sofort verstanden, was das Klärwerk für die Stadt bedeutet.
Die alte Paramentenweberei in der Luisenstraße ist auch und nur durch großes Engagement erhalten worden und heute ein lebendiges Industrie-Museum, der Ort in Krefeld, an dem man die Handwerkskunst, Werkzeuge und Materialien bis heute erleben kann, die Krefeld wie keine andere Stadt geprägt haben.
Orte der Industriekultur erklären einzigartig intensiv und zusammen mit der überlieferten gebauten Architektur die Identität und die DNA der Stadt. Sie sind die Landmarken, die es zu bewahren und mit neuem Leben zu füllen gilt.
Das Klärwerk wird genau deswegen geöffnet und erzählt aus der Zeit, als der unterirdische Metabolismus der Stadt, die Stadt unter der Stadt entstanden ist. In der Schwelle zur Industrialisierung war die moderne Kanalisation nicht nur das erste menschengemachte Netzwerk, sondern auch der entscheidende Beitrag, um das Leben in der Stadt bedeutend gesünder zu machen. Und die mit der Kanalisation verlagerten Stoffströme aus der Stadt hinaus in ihren Umweltauswirkungen zumindest abzumildern.
Museal wird diese Geschichte im Klärwerk als eines der UNESCO Wassermuseen erlebbar gemacht, aber dies war vermutlich schon zu seiner Entstehung ganz ähnlich geplant worden. Denn das Klärwerk hat ein eigenes Besucherportal, das zum Stadtjubiläum genau diese Funktion wieder aufnimmt, Sie als Besucher, diesmal auch für Kunst, Kultur und die Geschichte unserer Stadt zu begeistern.